Das war´s: Luftpistolecrew der SG Ulrichshögl steigt ab

Abschied nach 9 Jahren 1. Bundesliga Süd – Ausgerechnet beim letzten Wettkampfwochenende stark ersatzgeschwächt angetreten

Alle Hoffnungen, das 10. Jubiläumsjahr der Zugehörigkeit in der 1. Luftpistole-Bundesliga Süd feiern zu können, muss bei der Schützengesellschaft Ulrichshögl endgültig ad acta gelegt werden. Die Mannschaft steigt nach der entscheidenden 2:3-Niederlage gegen den bis dahin ebenfalls sieglosen SV Altheim Waldhausen ab. Somit ist das südöstliche Bayern nun nicht mehr in der obersten deutschen LP-Elite vertreten. Und wie es bei der SGU weitergeht, ist völlig offen. Darüber muss nicht nur im eigenen Interesse sondern auch auf Verlangen des Deutschen Schützenbundes hinsichtlich Ligaeinteilungen in nächster Zeit eine Entscheidung getroffen werden.

Wie man aus dem Ulrichshögler Lager hörte, signalisierten die Stammkräfte Tobias Steinberger, Sandra Schönmetzler, Regina Altbauer und die diesjährige Saisondebütantin Caroline Schiller sowie Trainer Andreas Trommer aus Bad Reichenhall, auch in der Regionalliga Süd mit der zielsicheren Sylvia Steiner eine Rückkehr in die Erstliga anzustreben. Allerdings müsste künftig im ehrenamtlichen Management wesentlich stärkere Mithilfe für Andreas Steuer garantiert sein. Seit 15 Jahren - neun Jahre davon in der 1. Liga - ist er ununterbrochen buchstäblich das „Mädchen für alles“. Steuer ist der unverwüstliche Dreh- und Angelpunkt im Ulrichshögler LP-Mannschaftslager. Dass er allerdings gewisse organisatorische Funktionen künftig in Alleinverantwortung schlichtweg nicht mehr übernehmen möchte, ist nur allzu verständlich.

Wie ein roter Faden zog sich die absolut verkorkste Schießsaison 2011/12 für die Ulrichshögler LP-Mannschaft dahin, beginnend schon zum Saisonauftakt im Heimkampf in der Sporthalle Mitterfelden. Auffallend war aber doch im weiteren Verlauf, dass die Liga-Konkurrenten ausnahmslos in den Duellen gegen die SGU ihre Bestbesetzungen aufbieten konnten und aus taktischen Gründen offenbar auch wollten.

Dagegen spitzte sich die personelle Notsituation bei der heimischen LP-Crew ausgerechnet am letzten Einsatzwochenende in Waldenburg zu. Ohne die etablierten Kräfte und wohl speziell gegen Waldhausen favorisierten Sieggaranten Vigilio Fait (EM-Qualieinsatz des Italieners), der nervenstarken Regina Altbauer, die sich in dieser Woche einer Augenoperation in Salzburg unterziehen muss, und Sylvia Steiner (EM-Qualieinsatz der Österreicherin) stand die SGU urplötzlich vor einer Hürde, die indes jedoch ohne die genannten Ausfälle wohl ohne weiteres übersprungen worden wäre. So aber mussten die Saison-Debütanten Andreas Steuer - seinen letzten Erstligakampf bestritt er als „Aushelfer“ vor fünf Jahren - und Wolfgang Schuh, der überhaupt noch keinen Erstliga-Einsatz verzeichnete, in dieses absolut entscheidende Duell mit dem ebenfalls noch sieglosen Vorjahresaufsteiger SV Altheim Waldhausen ran.

Tobias Steinberger auf Stand 1 vorgerückt, besiegte mit 371 zu 369 Ringen den Waldhausener Darko Sunko. Auch Sandra Schönmetzler ließ beim 367:363 gegen Günther Schwarz nichts anbrennen. Nur noch einen Einzelsieg hätte die SG Ulrichshögl jetzt benötigt um als Vorletzter der Tabelle die Relegation und damit den möglichen Erhalt der Erstliga bestreiten zu können.

Letztlich erwiesen sich alle Spekulationen als trügerisch. Carolin Schiller erzielte zwar durchaus akzeptable 361 Ringe, jedoch für Ansprüche in der deutschen Spitzenliga eben nicht genügend genug. Zehn mehr, nämlich 371, verbuchte ihr Konkurrent Wolfgang Lang. Andreas Steuer auf Stand 4 war gesundheitlich und deshalb ohne Trainingsmöglichkeit merklich angeschlagen und hatte mit seinen 352 Ringen gegen 378 von Holger Haile natürlich keinerlei Chance. Auch Wolfgang Schuh musste erfahren, dass ein Bundesligaeinsatz nicht vergleichbar ist mit einem Oberliga-Wettkampf in der 2. Mannschaft. Bei seinen 352 Ringen fehlten zur Konkurrentin Martina Sagasser (368) uneinholbare 16 Ringe. Beiden „Urgesteine“ der SGU gilt dennoch uneingeschränktes Lob, dass sie sich überhaupt am Schießstand zur Verfügung gestellt haben und das Team komplettierten.

Dass tags drauf Altheim Waldhausen gegen die Sgi Waldenburg 0:5 unterlag, war ebenso nur noch eine Randnotiz wert wie das gleiche Ergebnis im allerletzten Erstligakampf der Ulrichshögler gegen SSG Dynamit Fürth. 373 Ringe erzielte der Traunsteiner Tobias Steinberger, 380 seine Standnachbarin Claudia Verdicchio-Krause. Kurz vor dem SGU-Ehrenpunkt stand Sandra Schönmetzler, die mit 378:379 erst im Endspurt Kathrin Pfundstein hauchdünn um einen winzigen Ring unterlag. Klare Niederlagen kassierten hingegen Carolin Schiller (354) gegen Andreas Pfeiffer (373), Andreas Steuer (354) gegen Stephanie Baur (368) und Wolfgang Schuh (352) gegen Kirsten Knopf (375).

Das Fazit von SGU-Trainer Andreas Trommer und Andreas Steuer lässt sich unisono zusammenfassen: Die Ausfälle im entscheidenden Duell gegen SV Altheim Waldhausen konnten nicht kompensiert werden. Dazu kam, dass sich zum Saisonende 2010/11 Manuel Heilgemeier dem Ligakonkurrenten SV Kelheim-Gmünd anschloss und die SGU somit einen wichtigen Schützen nicht mehr in ihren Reihen hatte. Neuzugang Carolin Schiller war trotz redlichen Bemühens kein adäquater Ersatz.

Während andere Mannschaften auf der „Auswechselbank“ problemlos ziemlich gleichwertige Schützen aufbieten konnten, ist dies hierzulande offenbar nicht zu ermöglichen. Schon ein einziger Ausfall des Stamm-Quintetts verursachte nachteilige Folgen. Trommer und Steuer versuchten wiederholt erfolglos gute Schützen aus der heimischen und weiteren Umgebung anzuheuern. Was zudem nach Ablauf dieser Saison obendrein auffiel: Selbst bei knappen Ergebnissen schien  Fortuna den Protagonisten der SGU nicht hold zu sein.